Von geplatzten Kühlerschläuchen und weißen Geistern

Ich wachte früh auf, aber das erste Mal ohne Schmerzen. Es war noch vor Sonnenaufgang. So schnappte ich meine Kamera, das Stativ und eine Tasse Kaffee und begab mich nach draußen. Es war genial. Um mich herum herrschte eine absolute Ruhe. Leicht spülten kleine Wellen ans Ufer und nur ein paar Raben teilten einen sehr schönen Sonnenaufgang mit mir. 

Sunrise am Lake PowellSunrise am Lake PowellSunrise am Lake Powell

Nachdem sich auch der Rest der Familie aus den Kojen bewegt hatte, frühstückten wir und um 9am begaben wir uns auf unsere letzte Erkundungspfad hier am Lake Powell, nichts ahnend, dass es sich in ein paar Minuten als Glückfall herausstellen sollte, dass ich noch nicht mit Kevin auf dem Weg zur Wave war.

Wir wollten zu den Wahweap Hoodoos - den White Ghosts- mit Zufahrt über die Cottenwood Canyon Road. Rick, schien auch schon einige Male dort gewesen zu sein, denn er konnte mir den Weg gut beschreiben.

Wir fuhren also wieder auf die 89 Richtung Big Water. Plötzlich rochen Holger und ich beinahe gleichzeitig verschmortes Gummi. Ich dachte, an unsere Reifen und versuchte irgendetwas im Außenspiegel zu erkennen - sah aber kein Rauch oder ähnliches. Holger fuhr bei Big Water ab und auf eine stillgelegte Tankstelle. Als wir hielten, sahen wir Dampf aus der Motorhaube aufsteigen.

Alle raus, schnell! Und weg vom Wagen!

Als erstes brachte ich mal meine Kids in Sicherheit, da ich nicht wusste, was mit dem Auto war. Mein Tonfall schien die Wichtigkeit der Botschaft zu unterstreichen, denn ohne Rückfragen oder Gegenworte waren die Drei zügig aus dem Wagen und etwas abseits im Schatten.

Holger hatte inzwischen die Motorhaube geöffnet. Und nun sahen wir die Bescherung:

Geplatzter Kühlerschlauch Der Kühlerschlauch war geplatzt!

Panne am MietwagenWir hatten natürlich beide keine Mobilfunk-Netzverbindung.  Aber in dem neben uns befindlichen Lagergebäude für Boote schien jemand zu sein. Holger machte sich auf die Suche. Und nach einiger Zeit kam er in  Begleitung  einer Dame wieder heraus. Diese erklärte gerade einer Person am anderen Ende der Leitung, was so in unserer Motorhaube vor sich ging.

Panne am MietwagenEine dreiviertel Stunde später war Rick da. Mit einem Schlauch sowie 4 Gallonen Kühlermittel! Das Austauschen des Schlauches ging ziemlich schnell (Obwohl kein Originalbauteil!?) und problemlos von statten. Allerdings erwies sich dann das Nachfüllen des Kühlermittels als sehr zeitraubend. Das Kühlersystem hatte bereits sehr viel Luft gezogen und diese war nur mit Mühe herauszubekommen. Die Männer schaukelten und schaukelten, fuhren ein Stück, und schaukelten und schaukelten und fuhren ein Stück. Nach etwas mehr als einer Stunde waren schließlich knapp zwei Gallonen im Kühlersystem verschwunden.

Ich war sehr unsicher, ob wir nun mit dem Auto tatsächlich wieder über 30 Meilen in eine menschenleere Gegend fahren sollten. Vor allem mit einem nicht originalen Bauteil, welches einfach an der Straßenseite eingebaut wurde. Und wir hatten noch nicht einmal Mobilfunkverbindung hier direkt am Highway. Und hätte Rick uns ein Boot als Tauschobjekt angeboten, hätte ich dieses sofort angenommen. Da er sich allerdings dann sehr darum bemühte, das Kühlerwasser aufzufüllen, stieg mein Vertraue wieder etwas und wir entschieden uns doch dafür, unseren Weg fortzusetzen. Allerdings nicht, ohne dass ich Rick mindestens drei Mal sagte, wo wir hin wollten und über welchen Weg. Und er solle auf jeden Fall nach uns suchen, wenn wir heute Abend das Auto nicht abgegeben hätten. Er bestätigte dies, meinte aber, er können dann erst am nächsten Morgen auf die Suche gehen, weil es im Dunkeln zu gefährlich sei...

Inzwischen war es nach 11am. Die Fahrt machte Spaß. Die Einfahrt zur Cottonwood Canyon Road war gut zu finden und unser GPS (unterstützt durch die Beschreibungen aus Büchern und von Rick) führte uns sicher zum Trailhead direkt am ausgetrckneten Flussbett des Wahweap Creek. Mehrere in kurzen Abständen aufgestellte Schilder wiesen darauf hin, dass der Weg hier endete.

SteilwandHier ging es nun zu Fuß weiter: Einfach dem Bachbett nach! Marwin bestand auf einer neuen Geschichte und so machten wir uns heute auf den Weg, zu Stein verzauberte Zauberer zu finden und zu retten. Die etwas mehr als 1 Meile lange Strecke hatten wir auch bald hinter uns gebracht.

Es ist schon erstaunlich. Weit und breit gibt es nichts besonderes zu sehen. Rechts erhebt sich langsam eine Felswand beinahe senkrecht in die Höhe, aber ohne irgendwelche Einbuchtungen oder Auswaschungen.  Wirklich nichts deutet auf eine Ansammlung von weißen Hoodoos hin. Man kommt um eine Ecke und da stehen sie - die „Wahweap Hoodoos“ oder auch „White Ghosts“:

Wir schauen uns hier ausgiebig um und statten auch noch den beiden folgenden Ansammlungen einen kurzen Besuch ab. Leider zieht der Himmel wieder zu, so dass der Kontrast der weißen Hoodoos zur Umgebung bzw. dem Himmel nicht so richtig auskommt. Dann machen wir uns wieder auf den Rückweg.

Plötzlich bringt mir Marwin einen weißen Stock. Und ich brauche eine Weile, bis ich feststelle, dass es sich hier keineswegs um einen Stock, sondern um einen komplett gesäuberten Knochen handelt. Als ich mich umschauen, sehe ich auch, woher dieser kommt:

Kuh Skelett

Der komplette Kadaver eines Rindes liegt im Flussbett. Teilweise, die Knochen komplett gesäubert, teilweise noch das Fell erhalten. Scheinbar hatte sich das Tier ein Bein gebrochen und ging dann hier zu Grunde. Wasser und Tiere taten dann ihr übriges.

Um 3:30 pm waren wir wieder am Fahrzeug. Holger genoss die Rückfahrt, bei der man wirklich einen Vierradantrieb sowie Bodenfreiheit benötigte, aus vollen Zügen. Immer wieder musste ich aussteigen und Fotos machen. Wir durchquerten einige Washes und kamen zu dem Schluss, dass man diesen Weg bei schlechtem Wetter tatsächlich nicht machen konnte.

Offroad Strecke zu den Whaweap HoodoosOffroad Strecke zu den Whaweap HoodoosOffroad Strecke zu den Whaweap Hoodoos

Als wir wieder bei unserem RV angekommen waren, stellten wir fest, dass den Platz der Deutschen (die heute weiter gefahren waren) von einem riesigen Class A - Motorhome eingenommen worden war, mit einem noch einmal so langen Bootsanhänger. Das zugehörige „Partyboat“ schwamm bereits auf dem Wasser. Überhaupt war es auf dem Lonely Rock Beach heute voller geworden. Und wir erinnerten uns wieder daran, dass das Labor Day Wochenende vor der Tür stand.

Wir mussten den Jeep zurück bringen und benötigten dafür den RV. Wir wollten aber auch nicht unsere super Standplatz für die letzte Nacht hier am See abgeben. Und die "Angst" war berechtigt. Beim sobald wir unser Gefährt fahrtüchtig machten wurden wir speziell von den Besatzungen der in zweiter und dritter Reihe stehenden RVs aufmerksam beobachtet. So ließen wir einfach Kevin uns Justin zusammen mit einem Campingtisch und 2 Stühlen hier zurück. Sie sollten den Platz bewachen.

Die Rückgabe des Jeeps verlief absolut relaxt. Rick schaute sich noch nicht einmal das Fahrzeug an, nahm nur die Schlüssel entgegen, fragte nach unserem Tag - das war‘s! zurück am Strand, waren aber unsere Jungs weg . Tisch und Stühle standen noch da, aber total verwaist. Wo waren die Kinder?
Ich machte mir Gedanken, ob sie vielleicht von Rangern einkassiert worden waren (schließlich mussten Kindern noch bis 14 Jahren in USA beaufsichtigt werden). Doch als ich den RV wieder auf seine ursprüngliche Position geparkt hatte, kamen sie strahlend hinter dem riesigen Motorhome hervor - mit Ice-Slushies in der Hand.

Der Hund der Familie hatte sie wohl „aufgegabelt“ und sie wurden kurzerhand von der Dame des Hauses auf ein Eis eingeladen. Was man alles so an Bord eines WoMos haben kann?! Natürlich bekam auch Marwin noch ein Slushie. Wir unterhielten uns kurz mit den Bewohnern und erfuhren, dass sie kurz mal die 1500 Meilen von San Diego hier her gefahren waren, um über das verlängerte Wochenende noch mal schwimmen und baden zu gehen, weil es im Pazifik dafür zu kalt ist.

Der Strand fühlte sich indes sehr schnell. Überall wurden „Wagenburgen“ aufgebaut. Hier und da hatten Frühankommer Plätze für ihre später eintreffenden Freunde/Familien reserviert und teilweise war es ein ganz schönes rangieren, bis die Trailer endlich dort waren, wo sie hin sollten.  Und es wurde lauter...

Aber meine Bedenken wurden um 10pm von den Rangern weggeräumt. Diese fuhren den Strand ab und teilten den lauteren Parteien mit, dass wir in Utah wären, es bereits 10pm wäre und man leise sein müsste. Auch bei einem in der Nähe befindlichen Roadbear-RV wurde angeklopft, da dieser noch den Generator laufen hatte. Die Nacht war trotz den Massen ruhig und angenehm.

Nichts desto trotz freuten wir uns, dass wir wohl die richtige Zeit für unseren Aufenthalt hier gefunden hatten!

  • Gefahrene Meilen: 94 mi
  • Zeit unterwegs: 9,5 h
  • Campground: Lonely Rock Beach
  • Besonderheiten: