Lost at Newark Airport

Lange vor dem Wecker war ich bereits um 5:30am wach. Ich drückte mich noch die halbe Stunde im Bett herum. Dann: Aufstehen, Duschen, die letzten Kleinigkeiten essen und ab...

Ich machte mich auf den beschriebenen Weg. Mein GPS wollte mich natürlich immer wieder auf den Parkway zurück lotsen, so dass ich dieses zu Beginn nicht gebrauchen konnte. Die Beschreibung lautete: geradeaus bis auf die US-9W, die dann in die 303 übergehen sollte. Es gabe aber „das Geradeaus“ nicht. Dafür gab es viele Baustellen. Ich fuhr durch eine Menge kleiner Ortschaften - oder besser Häuseransammlungen - rechts und links und versuchte mich einfach erst einmal Richtung Osten zu halten, in der die 9W liegen musste.

Irgendwann sah ich dann einen Schulbus, der rechts in einer Haltebucht stand. Der musste sich ja nun auskennen. Also links daneben angehalten und nach dem Weg gefragt. Er erklärte ihn mir (ich war schon auf der richtigen Fährte) und fing dann mit einem Small-Talk über „Good old Germany“ an. Zur Erinnerung: Ich stand mit dem RV mitten auf der Fahrbahn.
Da es aber noch früh am Morgen war, war glücklicherweise nichts los hier. So führte ich aus “Be politely -Gründen“ das Gespräch zu Ende und verabschiedete mich dann freundlich.

Bald erreichte ich dann auch die US-9W und war beruhigt. Denn auch das GPS hatte sich nun dafür entschieden, nicht mehr auf den Parkway fahren zu wollen. Endlich auch auf der 303 nahm ich die nächste Tankstelle und tankte ordnungsgemäß das WoMo noch einmal voll. Pünktlich um 9am errichten wir Moturis Campingworld in Tappan.

Die Übergabe war überhaupt kein Problem. Ich erzählte, vom Alarm des Gaswächters und das ich Campingstuhl und ein paar anderer Dinge im Auto gelassen hätte. Wir hatten ein paar mehr Meilen auf dem Tacho als die inkludierten 2500 und auch einige Generatorstunden zu bezahlen => 68$ - das war OK.

Dann mussten wir noch auf ein weiteres Auto warten, dessen Passagiere auch das Airport-Shuttle nutzen wollten. In der Zwischenzeit durfte ich schon mal einen Blick auf bzw. in unser Modell für den Sommer werfen.
Cool! Genial! Das waren die Worte, die mir dazu einfielen.

Es dauerte eine ganze Weile, bis die beiden Frauen eintrafen, die mit uns zum Flughafen fuhren, eintrafen. Wir unterhielten uns noch mit einer deutschen Familie, die gerade dabei war ein WoMo für 3 Monate zu übernehmen. Sie nutzten die gemeinsame Elternzeit und einen Monat Urlaub und wollten Richtung Florida. Außer dem Baby war noch eine Dreijährige dabei. Eine gute Gelegenheit, unseren Ball, der noch im Kofferraum lag, einem guten Zweck zukommen zu lassen. Marwin holte mehr als bereitwillig den Ball aus dem Auto und schenkte es dem Mädchen.

Endlich um 10:45am ging es mit dem Shuttle Richtung Airport. Zeitdruck hatte ich nicht. Ich hatte extra erst einen Rückflug um 10pm gebucht, damit wir heute noch einmal nach New York City reinfahren konnten. Ich wollte nicht von New York nach Hause fliegen und sagen müssen, ich hätte von der Stadt nichts gesehen...

Es dauerte eine dreiviertel Stunde bis wir am Flughafen in Newark ankamen. Und während der Fahrt konnten wir nur kurz am Horizont etwas von der Skyline sehen. Um 11:30am ließ uns der Fahrer am Terminal der Lufthansa aussteigen. Wir suchten uns ein Kofferwagen und verabschiedeten uns frohen Mutes...

...ja und dann fing die Tragödie an...

Der Lufthansa-Schalter war komplett ausgestorben! Niemand da. Eine Airport-Assistentin, die mit einem indischen Akzent sprach, meinte ich solle am Check-In Automaten einchecken. OK, das klappte. Aber was war mit dem Gepäck?
Da müsste ich warten, bis jemand von Lufthansa käme. Vielleicht um 1pm. Na super! Das waren 1,5 Stunden.

Gibt es denn die Möglichkeit einer Gepäckaufbewahrung? Nein, am ganzen Flughafen gab es diese Möglichkeit nicht! Auch nicht in anderen Terminals! Ein Flughafen ohne Gepäckaufbewahrung?! Sehr merkwürdig. Aber der Flughafen war wohl auch gerade im Umbau. Zumindest war dieses Terminal hier eine komplette Baustelle. Also was machen?

Marwin meinte, er hätte Hunger. OK, wir hatten nicht viel bei unserem sehr frühen Frühstück gegessen und damit würde Zeit rumgehen. Also Gepäckwagen geschnappt und ab zum Aufzug...

Nur um das ganze mal etwas plastischer zu machen: Ich hatte zwei Koffer zum Aufgeben, ein Bordcase,  hatte eine Bauchtasche für die Fotoausrüstung vor mir (da mein Slingbag irgendwann kaputt gegangen war. Der Reisverschluss des Hauptfaches ließ sich nicht mehr schließen - sehr schlecht für die Fotoausrüstung), sowie einen Rucksack für Papiere und alles weitere auf dem Rücken. Dann noch die Jacken...

Im Untergeschoss fanden wir dann schließlich eine Fast Food Bude und ich konnte mir mit dem Gepäckwagen sogar einen Pfad zu einem Tisch bahnen. So, erst einmal sitzen, essen und etwas verschnaufen.

Kurz vor 1pm begaben wir uns wieder zurück zum Lufthansa-Counter. Inzwischen hatte man auch den Weg zur Schlangenbildung eingerichtet und wir stellten uns an erster Stelle dort hin und warteten. Bald waren wir nicht mehr alleine und die Schlange nahm schnell an Länge zu. Wir hatten das Schlange stehen hier wohl eröffnet.

Um viertel nach eins war zwar der Counter immer noch nicht geöffnet, aber Marwin meinte nun: „Ich muss auf Toilette, Mama!“ Häh? Jetzt?
Marwin war noch nicht lange ohne Windeln unterwegs und ein bevorstehender Heimflug ist da nicht der beste Zeitpunkt um Experimente zu machen. Aber ich musste ja mit. Und das mit dem ganzen Gepäckwagen, abgesehen davon, dass ich mich dann ja auch ganz hinten anstellen musste. Und nu?

Zwei Parteien hinter mir hörte ich Deutsch. Also einfach mal die angesprochen, ob sie vielleicht auf meinen Wagen aufpassen könnten, weil ich mit dem Kleinen zur Toilette musste. Ja, das war möglich. Na, aber schnell jetzt.

Als wir ca. 10 Minuten später wieder zurück waren, tat sich am Counter immer noch nichts. Aber mein Wagen war noch da mit allem Zeug darauf. Marwin hatte natürlich keine Lust mehr auf Warten und ließ sich auch nur noch schwer mit dem Nintendo beschäftigen. Endlich um halb zwei wurde der erste Schalter aufgemacht. Na endlich!

Ich wollte schon die Koffer auf’s Band stellen, da meinte die Bodenstewardess. „Sie fliegen nicht mit der 5-Uhr-Maschine?“. Nein, um 10. Dann könne sie mir meine Koffer noch nicht abnehmen. Bitte was? Die Koffer könnte ich erst um 5pm Uhr aufgeben. Ich dachte, das wäre ein schlechter Scherz. Aber es war keiner. Ich versuchte Ihr zu erklären, dass ich alleine mit meinem 4-Jährigen hier wäre, dem wohl bei 6 Stunden auf dem Flughafen ziemlich langweilig werden könnte. Das täte ihr sehr leid. Aber auch ein Anruf bei ihrem Chef, brachte keine Änderung. Und natürlich wusste sie auch nichts von einer Gepäckaufbewahrung.

Und nu! 6 Stunden auf dem Flughafen, das war nicht prickelnd. Schon gar nicht, wenn ich ja noch auf das Gepäck aufpassen musste. Ich versuchte, den Flug umzubuchen. Aber auch dieser Counter war erst einmal nicht besetzt.

Schließlich machte ich eine Informationsschalter für New York aus. Meine Idee: Bevor ich nun mit dem Kleinen Stunden auf dem Flughafen verbringe, mit einem total engen Bewegungsradius wegen Gepäck, und der Flug dann sicherlich unmöglich würde, wollte ich lieber nach einer persönlichen Shuttle-Tour fragen (hatte im Internet davon gelesen). Da würde das Gepäck im Gepäckraum halt mitfahren müssen. Der Preis dafür war mir nun egal.

Also wieder mit dem Aufzug herunter. Und fleißig zu Fuß zur Information. Dort erklärte ich der netten älteren Dame mein Problem und bevor ich nach eine privaten Stadtführung fragen kann, erzählt mir diese doch, dass es im anderen Terminal (ich glaube es war 1) bei den Gepäckbändern eine Gepäckaufbewahrung gebe. Sie beschrieb mir sogar den genauen Weg dorthin. Das wäre ja super.

Also liefen Marwin und ich die 15 Minuten zum anderen Terminal rüber. Ja, es gib auch ein Zug, aber bis ich alleine alle Koffer oben und im Zug hätte... nein, da laufe ich lieber.

Nun, im Terminal 1 musste ich erst einmal suchen bis ich einen Aufzug fand. Dann wartete ich erst einmal bis eine Familie, die mich sehr an die von Kevin in „Kevin allein Zuhause“ erinnerte, alle durch den Aufzug geschleust hatte. Und endlich konnte ich zu den Gepäckbändern fahren. So, nun noch bis hinter Gepäckband #1 und...
...Nun da stand ein kleiner Desk mit einem Schild, wenn hier keiner wäre solle man die Nummer xxx anrufen. Ich rief also an und 5 Minuten später kam tatsächlich jemand. Aber Motivation nennt sich anders.

Ok, ich konnte mein Gepäck hier abgeben. 5$ pro Stück, selbst für den Kindersitz. Aber jetzt war ich soweit gekommen, nun war das auch egal. Ich bekam eine Quittung, überlegte mir kurz, ob ich meinen Laptop und das andere Gepäck jemals wiedersehen würde, nahm meinen bereits müd gelaufenen Marwin an die Hand und suchte den Aufgang zur Bahnstation des NJTransit, froh doch nicht den ganzen Tag auf dem Flughafen verbringen zu müssen.