Hiking up Grand Canyon

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere daran, dass wir bei diesem Hike etwas Gewicht sparen wollten. Ja, und eigentlich sollte es auch noch nachts um die 20°C haben. Uneigentlich aber wurden wir mit dem Gewitter überrascht. Und das Gewitter kühlte die Temperatur extrem ab. Wie weit genau, kann ich nicht sagen. Weit genug aber, dass ich ganz schön fror, da unten auf dem Boden in unserem Zelt. Ich zog mir so viel es ging von meinen Klamotten -die ich mit im Zelt hatte- wieder an. Wickelte Jacken und Handtuch um meine Beine und Füße. Gegen 3am schob ich Marwin schließlich auf die Seite und verkroch mich in die Arme meines Mannes. Zusammengekuschelt ging es etwas besser.

Immerhin hatten wir es aber trocken. Und auch unsere Rucksäcke hingen unterm Dach. Alle anderen Camper hier unten, hatten zwar Stangen, an denen die Rücksäcke aufgehängt werden konnten, um sie vor den Tieren etwas in Sicherheit zu bringen. Dies schütze aber nicht vor dem Regen. In deren Haut wollte ich nicht stecken.

AufbruchIch war froh, als es auf 5am zuging und ich aus dem Zelt krabbeln konnte. Wir hatten ausgemacht, dass wir nicht ganz so früh loswollten, wie am Tag zuvor - besonders für die Kids. Wir hatten schließlich den ganzen Tag Zeit und auf dem Bright Angel Trail, gab es einige Wasserstationen, an denen wir auch längere Pausen machen konnten.

Langsam, aber sicher kamen auch die anderen aus den Zelten heraus. Morgentoilette wurde erledigt und natürlich gut gefrühstückt: Leckeres Müsli - wir brauchten Kraft.

Hoch motiviertAußer, dass der Campground ziemlich schnell leer wurde und die Zelte etwas feucht waren, wies nichts mehr auf das Unwetter der Nacht hin. Die Sonne strahlte auf uns herab. Es war 7.30am als wir endlich aufbrachen.

Silver BridgeWir überquerten den Colorado nun über die Silver Bridge (oder Bright Angels Suspension Bridge). Von der Rangerin am Vorabend erhielten wir übrigens die Information, dass man die meiste Zeit über, von den Brücken bis auf den Grund des Colorados sehen könne. Der übrigens auch dort über 20-Meter tief ist.
Für uns unvorstellbar, da das schlechte Wetter dafür sorgte, dass die Sedimente aufgewühlt waren.

Aufgewühlter Colorado Colorado Colorado

Der Weg zog sich erst einmal eine ganze Weile auf gleicher Höhe den Colorado entlang. Über eine Stunde liefen wir parallel. Das Läuferfeld zog sich auseinander. Marwin hatte heute Morgen nicht so den „Drive“ und wir liefen bald an letzter Stelle. Holger beschloss, ihm etwas Ballast aus dem Rucksack abzunehmen für das Versprechen, dass er wieder etwas an Geschwindigkeit zulegen würde. Isomatte, Kleidung und dergleichen wechselten den Rucksack. Nur Wasserschlauch, Schäffchen und ein paar Knabbereien verblieben bei Marwin.

Schließlich führte der Weg nach über einer Meile vom Fluss weg und endlich begann der Aufstieg. Hier, am River Resthouse trafen wir wieder auf „unsere“ Rangerin mit 4 weiteren Rangern. Sie begrüßte gleich

Ranger Marwin 

und stellte ihn begeistert ihren Kollegen vor. Marwin war natürlich gleich etwas motivierter und marschierte -nach einem kurzen Schwätzchen- wieder fleißig drauf los.

Und nun weiß ich gar nicht, wie ich weitererzählen soll. Die weitere Tour war einfach überwältigend und chronologisch bekomme ich es gar nicht hin.

Wir betraten nun eine besondere Welt:
Zum einen konnten wir von hier bis zum Rim hochschauen. Und das war ganz schön weit oben. Teilweise hatten wir das Gefühl, dass dieses „Oben“ gar nicht näher kam. Wir erlebten nun die Tiefe des Canyons!
Zum anderen gab es hier ein großartiges Farbenschauspiel. Immer wieder führte der Weg an kleinen Bächen entlang. Und wo Wasser war, da waren tief grüne Büsche und Pflanzen, die im starken Kontrast zu den umliegenden Felsen stand. Dabei war der Fels um uns herum nicht nur einfach grau oder braun. Hier waren viele verschiedene Farben zu finden: rot, grün, blau, gelb, hellbraun oder violett. Hier im Canyon gab es viel mehr Farben, als man von oben sah. Und auch die Bachläufe und die kleinen Canyons, die diese gestalteten, sah man nicht von oben.

Es war schön zu laufen. Weniger steile Stücke wechselten sich ab mit steilen Stücken, die wir in einigen Switchbacks erklommen. Es war warm, aber nicht so heiß, wie es hätte sein können. Das nächtliche Gewitter zeigte nun seine gute Seite: Es hatte die Luft abgekühlt. Es waren einige harmlose Wolken am Himmel und teilweise ging etwas Wind. Ich denke, wir hatten so zwischen 25 und 30°C - aber es hätten auch 45°C im Canyon sein können. Dazu kam noch, dass hier unten noch einiges an Schatten zu finden war.

Der Vortrag vom Vorabend hatte uns sensibilisiert für die Geschichte und die unterschiedlichen Gesteinsarten des Canyons. Wir hatten erzählt bekommen, dass auf dem metamorphen Grundgebirge eine Reihe von Sedimentgesteinen aus Meeren, Mooren und Wüstenlandschaften abgelagert sind. Den Übergang dieser beiden grundsätzlichen Gesteinsarten kann man sehr genau sehen, da man im Sedimentgestein deutlich eine waagerechte Struktur erkennen kann.

Aber es dauerte eine ganze Weile bis wir endlich die weit jüngeren Gesteinsschichten erreichten. Bis dahin mussten wir einige Serpentinen erklimmen. Irgendwann erreichten wir schließlich auch Indians Garden Campground - wieder eine grüne Oase inmitten dieser Canyonwelt.
QuirrelHier machten wir erst einmal eine halbstündige Pause. Es gab frisches Wasser, Studentenfutter und Kekse. Und wir mussten mit den ersten Squirrels kämpfen, die genau wussten, dass in den Rucksäcken der Wanderer leckeres Essen zu finden war.

Wir hatten ungefähr die Hälfte des Weges geschafft. 4.5 Meilen hatten wir noch vor uns. Und diese 4.5 Meilen hatten es dann auch in sich. Wir verließen die Canyonlandschaft und gingen nun die meiste Strecke direkt am Hang und in der Sonne. Außerdem wurde es deutlich steiler und dies nun ununterbrochen. Marwin wurde wieder langsamer und ich nahm ihm seinen Rucksack nun komplett ab und trug ihn in der Hand. Die ca. 2 kg mehr merkte ich tatsächlich auch sofort.

3Mile-ResthouseWir erreichten das 3-Mile-Resthaus etwa eine Stunde nach Start am Indians Garden Campground und machten hier wieder für ca. 20 Minuten Pause. Es gab eine kleine Hütte, Toiletten und frisches Wasser! Same presedure: Kaltes Wasser trinken, Kekse und Studentenfutter essen für den Elektrolythaushalt und Halstuch nass machen.

Wir machten uns wieder auf den Weg. Hier wurde der Weg nun langsam voller. Viele Touristen -ich möchte sie nicht Wanderer nennen- kamen uns nun von Oben entgegen. Sie gingen nur einige Meilen den Trail hinunter, um dann spätestens am 3-Mile-Resthouse wieder umzudrehen und zurück nach oben zu gehen. Die meisten hatten nur eine Halbliterflasche Wasser dabei -wenn überhaupt- und in den seltensten Fällen Wanderschuhe an den Füßen. Rucksäcke schon gar nicht.

Seit Indian Gardens kämpften wir uns nur von einem „Resthouse“ zum nächsten. Die 1,5-Meilen Strecken zwischen den „Resthouses“ waren das erklärte Ziel. Das Feld unserer Wandergruppe zog sich wieder auseinander. Ich ging bei Marwin, der wirklich ein gutes Tempo vorlegte. Auch Jeremie, der mit Robbe marschierte, machte sich sehr gut. Nur unsere Teenager zogen natürlich vorne weg, als wäre es ein Sonntagsspaziergang. So erreichten wir dann eine weitere Stunde später das 1,5-Mile-Resthouse und gönnten uns die nächste Pause, während wir auf die anderen warteten.

Freche Squirrel Freche SquirrelDie Squirrel waren hier noch einmal eine Spur frecher. Wenn wir sie gelassen hätten, wären sie in die Rucksäcke rein gekrochen. Fiel etwas bei uns runter, konnte man nicht schnell genug schauen, da war es schon weg.

Auf zu den letzten 1,5 Meilen! Mehr waren es ja nicht mehr. Ein Klacks also, oder? Einer nach dem anderen setzte sich in Bewegung. Motiviert - war ja nun wirklich das letzte Stück. Aber mit jeder Serpentine und dem Blick danach nach Oben, wurde es wieder etwas schwieriger. Ja, und dann sahen wir endlich die Bright Angel Lodge und einen Steinbogen davor. Ich sagte Marwin -und war auch selbst der festen Überzeugung-, dass wir nur noch durch diesen Bogen mussten und oben wären.

Wir kamen durch den Steinbogen und...

 

....sahen noch 3 oder 4 Serpentinen und kein Ende. Au, verdammt war das ein Gefühl! Der Weg führte als noch weiter....

Aber es half ja nichts. Marwin war zwar auch enttäuscht. Aber er meckerte kein bisschen und maulte nicht. Wir verschnauften kurz, tranken etwas, sammelten die Reserven und gingen weiter. Inzwischen hatte sich auch Justin bei uns eingefunden. Und er hatte seinen iPod dabei. Das war es! Er konnte uns unsere Hymne vorspielen.

Unsere Hymne? Ja, „The Final“ aus dem Film „The Lone Ranger“ (ein genialer Film) hatte uns schon den Weg aus dem Havasu Canyon zurück vereinfacht. Justin schaltete seinen iPod auf laut. Zusammen mit „The Final“ ging es gleich viel besser.

Bei Interesse: klick

Wir nahmen die letzten Serpentinen. Und dann, tatsächlich, waren wir plötzlich oben. Wir hatten es geschafft.

Ich kann Euch dieses Gefühlt nicht beschreiben! Ich war überglücklich. Ich tat tatsächlich einen Freudenschrei! Egal was alle anderen um mich denken mochten! Und Marwin anzuschauen war nochmal so schön. Aus seinem Blick sprach purer Stolz. Nicht stolz oder Freude darüber, weil Mama ihn gelobt hatte. Nein, eigener, selbst empfundener Stolz auf sich selbst, dass er es geschafft hatte. Das war ein toller Moment.

Wir suchten uns ein Plätzchen und schmissen die Rucksäcke hin. Die ersten zogen schon die Wanderschuhe aus. Jeder nachfolgende unserer Wandergruppe wurde von einem Abklatschspalier begrüßt. „Yes, we did it!“.
We did the 9,5Meilen und 4626ft-Höhenmeter in 8h mit Pausen (5:42h reine Gehzeit).

Wir fuhren mit dem Shuttle zum Market Plaza, da wir noch etwas zum Essen einkaufen mussten. Eigentlich wollten wir auch T-Shirts „We survived Bright Angel Trail“, aber schöne T-Shirts, wie ich sie von 2009 in Erinnerung hatte, gab es nicht.

We survived Bright Angel Trail

Nach einer längeren Ruhephase und einer wunderschönen Dusche, räumten wir ein wenig die Rucksäcke sowie deren Inhalt auf. Es gab leckeres Abendessen. Leider fing es dabei wieder an, zu regnen, so dass wir uns früh zurück in die Wohnmobile begaben.

Wir sicherten noch die Bilder und gingen früh zu Bett. Schlecht geschlafen hat in dieser Nacht wohl keiner von uns.

  • Gefahrene Gewanderte Meilen:  9,5 mi
  • Zeit unterwegs:  8 h
  • Campground:  Mather Campground, Grand Canyon NP
  • Besonderheiten: We survived Bright Angel Trail! Und es gibt einfach gigantische Musik.