Sehr, sehr lange steckte uns der Hike in den Grand Canyon schon in der Nase. Nun sollte es endlich soweit sein. Und damit nicht genug, auch zwei weitere atemberaubende Ziele standen auf dem Tourplan. Einiges davon war nur mit sehr großer Anstrengung zu meistern, aber wir schafften es - Alle! Die ganze Familie! Und wir wollen wieder dort hin....
Wir haben das Paradies gefunden
Erbarmungslos klingelte um 3:45 der Wecker. Wir zogen uns an, gönnten uns eine Tasse Kaffee und weckten Justin, damit er in das hintere Bett krabbeln konnte. Im Alkoven wollten wir ihn während der Fahrt nicht liegen lassen. Die anderen beiden ließen wir schlafen. Danach wurde das Fahrzeug fahrtüchtig gemacht.
Wir mussten für etwas 7 Meilen die Route 66 zurück Richtung Westen, um dort dann auf die Indian Route 18 einzubiegen. Diese würde uns direkt bis zum Havasupai Hilltop bringen. Allerdings zogen sich diese 60 Meilen total in die Länge. Das lag nicht unbedingt an der Straße. Nein, diese war sehr gut ausgebaut, asphaltiert und recht breit! Aber wir sahen nichts. Es war stockdunkel! Das wir durch einen Wald fuhren, erahnten wir mehr, als dass wir es sahen. Es waren kaum mehr als 40 mph drin.
Sowohl Holger, der fuhr, als auch ich blickten absolut konzentriert nach vorne in die Dunkelheit. Hier war auf jeden Fall mit Wildtieren auf der Straße zu rechnen. Vor uns hoppelte auch das eine oder andere Häschen über die Straße oder flitzte ein Mäuschen von rechts nach links. Dann plötzlich: tatsächlich wollte gerade ein Deer von rechts nach links die Fahrbahn überqueren. Wir sahen es fast gleichzeitig und Holger stieg sofort auf die Bremse. Erst sah es so aus, als würde das Tier doch wieder auf die rechte Seite abdrehen und Holger lies die Bremse wieder los. In diesem Moment entschied sich das Reh, doch lieber nach links zu wechseln, und Holger musste eine Vollbremsung hinlegen. Erstaunlicherweise erwischten wir das Tier nicht. Aber es können nur Millimeter gewesen sein. Puuh, jetzt waren wir beide wieder richtig wach.
Als dann mal die Sonne aufging und man mehr sehen konnte, lies es sich auch wieder einfacher fahren. Wir fuhren nun auf einer Hochebene. Rechts und links sah es nach Weideland aus. Und erst auf den letzten Meilen führte die Straße langsam in den Canyon herab. Die Felsen rechts und links wuchsen in die Höhe, die Straße wurde enger und es ging nach unten. Von über 6400 ft erreichten wir bei nur noch 5200 ft gegen 6,30am endlich den Parkplatz. Und tatsächlich war hier „End of the road“. Dahinter ging es direkt einmal 500 Meter steil nach unten.
Es war tatsächlich schwierig für unseren großen RV einen geeigneten Platz zu finden. Der Parkplatz war voll. Am Rand - zwischen Straße und Felsen - standen einige alte Autos, Container, LKWs, die hier wohl darauf warteten, dass die Besitzer sie brauchten. Zwischen zwei LKW-Containern fanden wir glücklicherweise noch ein Plätzchen gerade groß genug für unser rollendes Wohnzimmer. Wir fuhren so dicht es ging an die Felswand heran und schafften es sogar, dass alle Reifen hinter der Fahrbahnmarkierung waren. Das würde wohl gehen?!
Die Kids waren inzwischen wach. In der Zeit, in der sie sich anzogen, packte ich den Rest in die Rucksäcke und schmierte Bagels für jeden. Einen Kaffee gab es auch noch. Währenddessen beobachteten wir drei Pferde, die mutterseelenallein die Straße entlang trotteten. Keine Ahnung wo sie her kamen. Aber anscheinend wussten sie, dass ihr Arbeitseinsatz bald kommen würde und sammelten sich.
Und um 7am waren wir abmarschbereit: Unser erstes Abenteuer begann!
Wir marschierten los. Gleich hinter dem Parkplatz ging es für ca. eine Meile steil den Berg hinunter. Der Weg war breit, aber voll von losem Geröll, was das Laufen erschwerte. Dafür lag aber der gesamte Abstieg im Schatten.
Beim queren eines breiteren Canyons waren wir dann komplett in der Sonne. Und wir bekamen eine leise Vorahnung, wie dies wohl werden würde, wenn wir später am Tag den Berg in der prallen Sonne rauf mussten. Bereits zu dieser frühen Stunde war es schon richtig heiß.Die Gedanken konnten wir aber bald wieder verdrängen, denn unser Weg führte uns in einen anderen, etwas schmäleren Canyon, der die meiste Zeit über Schatten bot. Wir kamen sehr gut voran. Nach 4 Meilen machten wir eine kurze Pause - ließen uns Studentenfutter und Erdnusskekse sowie unser Wasser schmecken.
Dann ging es weiter. Immer wieder mussten wir an die Seite gehen, wenn die Maultiere und Pferde, die Gepäck und Waren ins Tal brachten, an uns vorbei wollten bzw. uns entgegenkamen. Meist liefen sie allein vorneweg und es folgte eine Havasupai auf einem Pferd. Meist junge Teenager, die alle Kopfhörer in den Ohren hatten. Nur vereinzelt ritt der Havasupai vorneweg und hatte alle Tiere in einer Reihe mit Seilen aneinandergebunden.
Nach Supai führen nur drei Möglichkeiten: Wandern, Reiten oder mit dem Helikopter einfliegen. Letzteres halten wir für Cheating. Wenn man zu so einer abgeschiedenen Gegend will, sollte man dies unserer Meinung nach auch auf den eigenen Füßen und mit eigener Kraft erreichen.
8 Meilen sollten es bis Supai sein. Kurz vor der 8 Meilengrenze verkündete ich, dass wir bald da wären, was natürlich alle sehr freute. Die Wanderung war nicht wirklich schwer und wie gesagt - meist im Schatten. Aber wir hatten alle unsere Rucksäcke auf und waren auch wirklich einen strammen Schritt gegangen, so dass wir uns nun auf unser Ziel freuten.
Allerdings, als wir meinem GPS zur Folge die 8 Meile erreichten fanden wir kein Dorf. Nur ein kleines Holzschild stand da:
Supai - you’re almost there!
Also gut - weiter geht’s. Nun hörten wir auch regelmäßig den Helikopter, der irgendwo über unsere Köpfe hinweg flog.
Der Weg führte jetzt durch ein kleines Wäldchen, die ganze Zeit an einem Bach entlang - teilweise kanalisiert. Das war wunderschön: Es war angenehm kühl, das Wasser plätscherte, der Boden gab etwas nach. Wirklich ein nettes Plätzchen. Aber der Weg zog sich laut meinem GPS dann noch einmal weitere 2 Meilen hin, bis wir tatsächlich Supai erreichten.
Ich war sehr gespannt, was ich hier vorfinden würde. Hatte ich doch gemischte Gefühle, da ich Fritz Zehrer‘s Bericht über seinen Ausflug nach Supai gelesen hatte und er das Dorf ganz schrecklich fand. Von toten, auf Wegen herumliegenden Pferden wurde da erzählt und herunter gekommene Hütten... Da ich aber unbedingt zu den Wasserfällen wollte, hatte ich mich trotzdem entschieden, diese Tour zu machen.
Und was soll ich sagen: Als wir die ersten Häuser sahen, war ich begeistert. Malerisch lagen die Häuser vor den steil aufragenden roten Klippen. Meist eine Koppel davor, auf der Pferde und Maulesel standen. Klar war es staubig. Der Weg war tiefsandig, die Koppeln mehr erdig als mit Gras bedeckt. Aber kein Abfall lag herum. Alles war sauber. Die Häuser einfach, aber nicht zerfallen. Es war schön und idyllisch.
Mit das Erste, was man sieht, wenn man in das Dorf gewandert kommt, ist der Hinweis auf kalte Getränke. Und die hatten wir uns wirklich verdient. Natürlich nahmen wir also diese Einladung an und folgten den Schildern. Sie führten uns auf ein kleines Grundstück. Direkt vorne eine kleine Theke mit Essensausgabe - hier war aber niemand. Wir ließen uns erst einmal mit einem kleinen Seufzer im Schatten eines Baumes an einem Tisch nieder. Um uns herum schöner Rasen. Kurz verschnauften wir. Ein Schild wies uns den Weg um das Haus herum zum Shop. Holger ging mit den Jungs dorthin. Und Ihr glaubt nicht, mit was sie wiederkamen. Außer kühlen Cokes und Fanta hatten sie doch tatsächlich Starbucks Frappuccinos in der Hand. Unglaublich! Hier unten. Alles muss eingeflogen werden und man bekommt einen Starbucks-Café....
Nachdem wir uns erst einmal etwas ausgeruht und gestärkt hatten, gingen wir weiter. Wir mussten das Office finden. Die Aufenthaltsgebühr für den Aufenthalt in Supai sowie die Camping-Gebühr wird erst hier unten in Supai bezahlt. Allerdings sollte man tunlichst eine Reservierung haben, da sonst gerne mal das doppelte verlangt wird - wie wir von einem jungen Pärchen am nächsten Tag erfahren sollten. Aber natürlich können es die Havasupai auch machen, denn wer möchte nach diesem Abstieg wieder direkt umdrehen und die 8 Meilen wieder nach oben wandern?
Wir fanden das Office, bezahlten die Gebühr und...
... bekamen Armbändchen wie im All-Inklusive-Bunker! Sollte dies nun zeigen, dass wir ordnungsgemäß unsere Fee bezahlt hatten, oder uns eindeutig als Fremde kennzeichnen? Egal! Natürlich zogen wir brav die Bändchen an. Uns wurden die Regeln für den Campground sowie eine kleine Karte, auf der Wasserfälle, Ort und Campground eingezeichnet waren, ausgehändigt. Leider zeigte diese Karte, dass wir noch weitere 2 Meilen bis zum Campground wandern mussten.
Es war nun wirklich, wirklich sehr sehr heiß. Und Marwin hatte sich seelisch darauf eingestellt, dass wir nun da wären, so dass die weiteren Meilen für ihn richtig hart waren. Aber diese letzten zwei Meilen waren für uns alle hart. Obwohl wir uns auch am Office noch einmal mit kaltem Wasser eingedeckt hatten, klebte die Zunge nur nach wenigen Metern schon wieder am Gaumen.
So nach etwa einer halben Stunde erreichten wir dann die ersten Wasserfälle. Teilweise über Kaskaden, teilweise über einen Fall fiel der Havasu Creek hier über die Navajo Falls herunter. Man war das schön!!! Um uns herum rotbrauner karger Felsen, dazwischen eine grüne Flusslandschaft. Himmlisch!
Wir sahen die ersten Zelte und meinten uns am Ziel. Leider wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass dies nicht der eigentlich Campground wäre und auch die Havasu Falls noch eine weitere Meile stromabwärts lägen.
Also kämpften wir uns weiter. Nun wollten wir alle nur noch ankommen. Ich redete Marwin Mut zu. Holger nahm ihm seinen Rucksack ab. Wir überquerten noch einmal den Fluss und dann wurde endlich noch einmal das Geräusch eines Wasserfalls hörbar. Lauter und lauter und dann endlich:
Wow, Wow, Wow!!!! Einfach atemberaubend, was wir hier zu sehen bekamen. Das Wasser stürzte in ein gigantisch tiefblaues Becken herab.
Die letzten Meter bergab und wir waren am Campground. Dem Flusslauf entlang standen kreuz und quer die Zelte. Es gab keine explizit ausgewiesenen Sites hier. Aber es gab einige Tisch/Bank-Kombinationen und viel Schatten.
Der erste Weg führte uns nun aber erst einmal zur Quelle. Ich habe nie in meinem bisherigen Leben so absolut leckeres Wasser getrunken! Es war klar, sauber, kalt und kam direkt -über ein kleines Rohr geführt- aus dem Felsen. Boah, war das lecker. Uns allen hat das Wasser super geschmeckt.
Man sah uns an, dass wir nun gerade erst angekommen waren. Ein sehr netter Amerikaner begrüßte uns und meinte, das Beste wäre, nun erst einmal in den Fluss zu springen. Das hätte auch er gemacht, als er vor 2 Tagen hier ankam.
Und die Idee war super. Wir suchten uns ein Plätzchen für unsere Zelte, bauten diese schnell auf und sahen zu, dass wir ins Wasser kamen. Unbeschreiblich schön!. Klares, leicht bläuliches Wasser umgab uns. Es war natürlich Sch...-kalt. Da es aber außerhalb so heiß war, machte es uns nichts aus und war super erfrischend. Schönheitsbehandlung inklusive: Stand man still im Wasser, kamen gleich kleine Fischchen an, die anfingen, die Hautschüppchen von den Füßen zu knappern. Ei, das kitzelte!
Nachdem wir so endlich wieder auf normale Betriebstemperatur herab gekühlt waren, gab es nun Essen: Trekkingmahlzeiten! Wir brauchten nur Wasser heiß zu machen und gleich hatte jeder sein Lieblingsessen.
Danach machte ich mich noch einmal mit Stativ, Kamera und Holger auf den Weg das kleine Stück zu den Havasu Falls, um noch ein paar Aufnahmen zu machen.
Einfach nur gigantisch diese blaue Farbe, das klare Wasser, die Umgebung....
Wir trafen den netten Amerikaner wieder, der sich natürlich nach unserem Befinden erkundigte. Als ich ihm erzählte, dass wir am nächsten Tag zu den Beaver Falls wollten, riet er mir allerdings dringend davon ab. Er wäre dort gewesen und es wäre noch einmal eine anstrengende und anspruchsvolle Wanderung mit vielen Wasserüberquerungen bis zur Taille....
Als es dunkel wurde, verzogen wir uns in die Zelte, denn das Licht der Stirnlampen zog sofort die Stechmücken an. Das machte keinen Spaß. Mit Marwin spielte ich noch drei Runden Uno, dann legten wir uns zum Schlafen hin.
Gefahrene Meilen: 66 mi
Zeit unterwegs: 9,5 h
Campground: Havasu Falls CG
Besonderheiten: Wir haben das Paradies gefunden!!!
Ein weiterer Tag im Paradies
Meine erste Nacht im Zelt: Als wir im Zelt lagen, war es tierisch heiß. Ich fand erst einmal keine Ruhe und musste erst noch einmal nach dem UNO-Spiel mit Marwin das Zelt verlassen. Kaum war das Innenzelt etwas geöffnet, kam schon ein angenehmer Luftzug herein. Ich ließ Schlafsack Schlafsack sein und legte mich nur so hin. Irgendwann schlief ich auch ein, war aber regelmäßig wach. Aber immerhin habe ich immer wieder etwas geschlafen. Und den Schlafsack habe ich die gesamte Nacht nicht benötigt.
So zwischen 5 und 6am kletterte ich dann aus dem Zelt. Ich erledigte in aller Ruhe die Morgentoilette.
Aber hier war schon ganz schön was los. Überall um mich herum wurden die Zelte abgebaut. Ach ja, heute war Labor Day! Da mussten nun die meisten Amerikaner wieder aufbrechen Richtung Heimat. Mir wurde bewusst, wie viel Glück ich eigentlich hatte, für diese 2 Tage einen Platz hier ergattert zu haben...
Nachdem ich das Treiben eine Weil so beobachtet hatte und mich tierisch freute, dass ich an diesem Tag nicht aufsteigen musste, holte ich meine Kamera und mein Stativ und ging auf Erkundungstour. Von meiner Familie hatte sich noch kein weiterer sehen lassen.
Ich ging also den jetzt wirklich sehr leeren Campingplatz entlang. Immer dem Havasu Creek folgend. Das war soooo schön hier. Teilweise standen die Zelte auf kleinen Inselchen, die der Flusslauf gebildet hatte. Und es war alles sauber, abgesehen von ein paar Pferdehäufchen, die hier und da herumlagen, von den Reittieren der Havasupai.
Nach ungefähr einer Meile erreichte ich dann die Mooney Falls - also die obere Kante. Viel sehen konnte ich nicht. Ich begann langsam den Abstieg. Der Weg war eher provisorisch angelegt.
Man konnte sehen, dass der Wasserlauf hier öfter die Richtung änderte. Große Farbpfeile markierten den derzeitigen Pfad. Es ging teilweise direkt am steilen Abgrund entlang. 50 Meter ging es hier steil runter! Ich hatte nur meine Trekkingsandalen an und musste richtig aufpassen. Und dann war Schluss.
Um bis zum Boden des Wasserfalls zu kommen, hätte ich durch dieses Loch klettern müssen. Keine Ahnung, wie weit der Tunnel führte, ich war allein und hatte nicht die richtigen Schuhe dafür an. Und nach den hinter mir liegenden Metern war ich auch nicht mehr überzeugt, den Weg bis zu den Beaver Falls mit Marwin machen zu können - auch wenn wir Kletterseil und Gurte mitgenommen hatten.
Für diesen Morgen war jedenfalls hier für mich Schluss. Aber natürlich machte ich noch ein paar Fotos - sehr darauf bedacht, dem Abhang nicht zu nahe zu kommen.
Zurück am Zelt traf ich auf Leben. Nun gab es erst einmal Frühstück. Mmmh lecker! Frischer Kaffee - unser Faltbarer Wasserkocher war eine gute Investition - und Müsli.
Der Kriegsrat beschloss, die Wanderung zu den Beaver Falls wirklich sausen zu lassen. Immerhin mussten wir ja am folgenden Tag wieder rauf auf’s Rim. Stattdessen wollten wir noch einmal zurück ins Dorf gehen, und dort nach einem Lasttier für unser Gepäck fragen. Marwin würde mit dem Rucksack wahrscheinlich Schwierigkeiten bekommen. Außerdem wollten wir ja 2 Tage später schon wieder in den Grand Canyon runter wandern. Da wäre es nicht gut, uns hier zu verausgaben. Zwei Rucksäcke wollten wir behalten für die Wasserschläuche und diese würden wir vier Großen abwechselnd tragen.
Aber als erstes gingen wir Schwimmen! An den Havasu Falls war außer uns nur ein Pärchen. Eben diese, die uns von den Doppelten Kosten ohne Reservierung erzählten. Sie hatten sich kurzfristig überlegt, hier her zu kommen. Wir hielten uns eine ganze Weile hier auf. Zuerst war das Wasser schon ganz schön kalt und es kostete sehr viel Überwindung, ganz und gar unter zu tauchen. War man aber erst einmal im Wasser, war es einfach nur toll.
Nun füllten wir unsere Wasserschläuche an der leckeren Quelle und machten uns auf den Weg nach Supai. Es waren nur 2 Meilen, die aber hatten es in sich. Bereits nach dem kurzen Aufstieg an den Havasu Falls waren wir schon wieder pitschnass geschwitzt. Und wir hingen dauernd an den Wasserschläuchen. Allein dies 2 Meilen ohne Wasser ist niemanden zu raten.
Im Dorf angekommen sahen wir dann den Nachteil des Weges per Helikopter: Eine große Menge an Menschen wartete darauf, ausgeflogen zu werden. Es ist ja nicht so, dass nicht alle bereits vor 7am am Campingplatz aufgebrochen wären nur um hier darauf zu warten, an der Reihe zu sein. Es war bereits Mittag. Ich weiß auch nicht, ob es feste Zeiten zu reservieren gab oder ob es einfach nach der Reihe ging. Es sah jedenfalls alles ziemlich chaotisch aus. Aber die Leute schienen gewusst zu haben, auf was sie sich einlassen, denn so richtig genervt sah keiner aus.
Eine Zeit lang beobachteten wir den Helikopter. Es war echt nicht einfach für den Piloten in das enge Tal zu fliegen. Teilweise hatte er neben den Passagieren im Helikopter noch Material an einem Seil unter sich hängen. An diesem Tag flog er stetig hin und her.
Wir gingen erst einmal ins Office, um uns für den nächsten Tag eine Maultier zu mieten. Das Tier kostete uns 93$ und konnte bis zu 80kg tragen. Wir bekamen rote Gepäckbänder für die drei Rucksäcke und die Anweisung, die Rucksäcke vor 7am am nächsten Tag am Eingang zum Campingplatzes zu deponieren. Ein Reittier hätte auch 94$ gekostet. (scheint für den nächsten Tag wichtig
Dann gingen wir weiter bis zum Laden. Wir könnten uns noch einmal eine Runde Softgetränke und Frappuccinos. Klar von Starbucks. 4 Softgetränke und 2 Frappuccinos schlugen mit 17$ zu buche. Marwin und Holger wollten ein Eis. Es gab tatsächlich auch eine Bananen-Split. 2 Portionen für 12$.
Auf dem Rückweg machten wir noch einmal Halt an den Navajo Falls. Marwin wollte unbedingt richtig schwimmen. Das hatte er im Frühjahr gelernt und wollte es natürlich jetzt auch austesten. Während die Drei schon einmal zum Fuß der Navajo Falls gingen, lichtete ich erst noch die Kaskaden oberhalb der Fälle ab.
Der Fluss hatte hier eine starke Strömung. Zurück Richtung Fälle kam Marwin allein gar nicht vom Fleck. Down Stream musste sich Holger ganz schön beeilen, um mit Marwin mitzuhalten, denn die nächsten Fälle ließen nicht lange auf sich warten. Und natürlich war auch hier die Fußbehandlung inklusive.
Irgendwann machten wir uns schließlich auf den Rückweg. Inzwischen war auch ein Imbiss-Stand von den Havasupai am Eingang zum Campground aufgebaut worden, wo es Indian Bread und Softgetränke gab. Die Lebensmittel wurden zu Pferd von Frauen und Teenagern vom Dorf zum Campground gebracht.
Aber wir hatten ja unsere Mahlzeiten dabei. Diese ließen wir uns nun wieder schmecken. Danach wurden die Rucksäcke umgepackt. „“Alt“ wurde auch an diesem Tag niemand von uns mehr. Wir hatten auch dazu gelernt: durch frühzeitiges Lüften, war es auch nicht mehr ganz so warm im Zelt.
Gefahrene Meilen: 0 mi
Zeit unterwegs: 3 - 4 h
Campground: Havasu Falls CG
Besonderheiten: Wir haben das Paradies gefunden!!!
Abschied
Um 4.30am meldete sich mein Smartphone. Klar, ich hatte hier unten natürlich keinen Empfang, aber als Wecker taugte es ganz gut. Holger und die großen standen dann auch bald auf.
Mühe hatten wir mit unserem kleinsten Gruppenmitglied. Der wollte sich nicht anziehen, weil ihm das Bein wehtat. Erst wussten wir nicht, was mit ihm los war. Aber nach einer Weile kam mir der Verdacht, dass das Kerlchen wohl das erste Mal in seinem Leben Muskelkater hatte. Oweh. Nun erkläre dem Kleinen mal, dass es nichts Schlimmes ist weniger weh tut, wenn er sich nur weiterhin bewegt. Es war ein Akt ihn angezogen zu bekommen und aus dem Zelt.
Wir nahmen uns die Zeit, ordentlich zu frühstücken: Müsli. Wieder sehr lecker. Und frischen Kaffee gab es auch wieder. Danach wurde alles zusammengepackt und in die Rucksäcke verteilt. Wir füllten nicht nur die Wasserschläuche mit Quellwasser, sondern noch zusätzlich die Flaschen, die wir gestern gekauft hatten. Das sollte unsere Wegzehrung bis Supai sein.
Um 6.30am brachen wir schließlich auf. Leider! Es war so unheimlich schön hier. Ich hätte es auch noch ein, zwei oder gar drei Tage länger ausgehalten. Wir legten unsere 3 Rucksäcke an der angegebenen Stelle vor dem Campingplatz ab.
Als wir aufbrachen kam uns gerade ein Havasupai mit einer Reihe Reitpferden entgegen und ich musste mir das erste Mal an diesem Tag von Kevin die Beschwerde anhören, dass er hier nicht reiten dürfe (Das ist sein großes Hobby und er war einige Jahre im Reitverein). Ich meinte dazu nur, dass dies wohl sehr langweilig ist, da die Pferde alle im Schritt hintereinander hergehen müssten. Damit war nun erst einmal wieder Ruhe.
Bereits zu dieser Stunde war es schon wieder warm. Und unsere Halbliterflaschen waren allesamt leer bis wir in Supai waren. Natürlich machten wir noch einmal an dem kleinen Laden eine kurze Rast.
Als wir wieder auf dem Weg aus dem Dorf raus waren, passierten zwei Dinge.
Wir wurden direkt von einigen Wanderern in Deutsch angesprochen. Der Bayer meinte nur, wir würden direkt nach Deutschen aussehen. Wir unterhielten uns eine Weile und gingen dann weiter.
Die Reiter überholten uns. Und was soll ich sagen. Die durften alle ganz allein für sich reiten. Nix angebundene Pferde! Und auch kein Guide war zu sehen! Kevin betonte diesen Sachverhalt sehr deutlich. Und dann kam’s Dicke: Hinter uns hörten wir eine Frau rufen: „Stopp! Stopp the horse! I don’t want to go ahead.....“ Und wir sahen, wie eine junge Inderin sich verzweifelt auf dem Pferd hielt, eine Hand am Sattelknauf, eine Hand am Zügel ziehend, aber gleichzeitig drückte sie Ihre Beine in die Seite des Pferdes. Da das Pferd nun überhaupt nicht wusste, was es sollte, trabte es lustig den anderen Pferden hinterher. Die Inderin dopste auf dem Pferderücken herum und im gleichen Takt dopste Ihr Busen in der Bluse rauf und runter.
Ich ermahnte die Jungs zur Seite zu gehen, weil nicht so ganz klar war, was Pferd und Reiterin als nächstes tun würden. Etwas entfernt rief ein Mann - wohl Ihr Mann. „Relax! The Guide is coming!.... “ Irgendwie schaffte es die Frau, Ihr Pferd anzuhalten. Da sie aber weiter am Zügel zog, ging das Pferd nun rückwärts, was der Dame auch wieder nicht gefiel.
Ich sag Euch, es war ein Bild für die Götter. Aber eine Strafe für Kevin. Der beschwerte sich vielleicht: Wie ungerecht das sei! Er dürfe nicht reiten, dabei könne er das! Und die Frau, die gar nicht reiten will und kann, sitzt auf dem Pferd. Das ist Beschiss! Und und und....
Da wir weitermussten, ließen wir Pferd und Reiterin hinter uns. Und auch Kevin konnte sich nach einer Weile wieder beruhigen. Als wir den kleinen Pfad am Bachlauf entlang folgten, überholten uns die nächsten Tiere....
....und unsere Rucksäcke. Im Vorbeigehen konnte ich alle drei Rucksäcke ausmachen. Sehr gut! Das hatte also funktioniert! Allerdings würden die Rucksäcke wohl viel früher als wir oben ankommen.
Wir wechselten uns alle halbe Stunde mit den zwei verbliebenen Rucksäcken ab. Im Canyon war es meist schattig und wir kamen wirklich sehr gut voran. Marwin marschierte in einem guten Tempo. Und so waren die ersten Meilen auch sehr schnell geschafft.
Wir wollten wieder an der gleichen Stelle wie auf dem Hinweg Pause machen. Doch als mein GPS die entsprechenden Meilen anzeigte, konnten wir unseren Platz von vor 2 Tagen zuvor nicht ausmachen. Langsam machte sich ein Verdacht in mir breit und inzwischen weiß ich, dass ich recht hatte: Mein GPS hatte Probleme in dem Canyon den Weg zu verfolgen. Deshalb zeigte es auf dem Hinweg viel mehr Meilen an, als angegeben waren. Und deshalb fanden wir auch unseren Pausenplatz nicht wieder. Allerdings war nun auch nicht auszumachen, wie lange wir noch zu gehen hatten.
Ja, und dann kam die Sonne! Der Canyon öffnete sich und es gab nicht mehr viel Schatten. Eine ganze Weile marschierten wir so noch recht eben immer den Canyon entlang.
Immer wieder kamen uns Havasupai entgegen oder überholten uns mit ihren Pferden. Und irgendwann überholte uns auch der Guide mit dem indischen Pärchen. Er hatte das Pferd der Inderin zwischen sein Pferd und die Packtiere gespannt. Aber wirklich auf Tuchfühlung - eh A*-Fühlung. So ging es im Schritt vorwärts. Und trotzdem klammerte sich die Frau noch ängstlich am Sattelknauf fest. Der Mann durfte zwar allein hinterher reiten, kam aber auch nicht schneller vorwärts. Man sah ihm direkt an, wie er sich darüber ärgerte!
Mehrmals schon konnten wir unser Ziel sehen - sehr weit über uns. Und die Querverbindung zwischen Canyon und dem steilen Aufstieg am Ende zog sich elendig in die Länge. Und das in der prallen Sonne!
Marwins Motivation verschwand zusehends. Er wollte nicht mehr und fing an zu meutern. Er sah auch nicht sehr gut aus. Er hatte einen tiefroten Kopf. Wir verlangsamten das Tempo. Als gar nichts mehr ging, schütteten wir ihm Wasser direkt aus dem Wasserschlauch über den Kopf. Das fand er gar nicht gut. Mit viel Reden brachten wir ihn ein Schritt vor den anderen weiter. Wir motivierten ihn damit, im nächsten Schatten eine Pause zu machen und mit einer Dose Coke! Die richtige ...mit Koffein ... die er normalerweise nicht trinken darf. Und es dauerte bis zum Anstieg, bis wir endlich Schatten fanden. Dort quetschten wir uns auf ca. 1,5 qm, damit jeder im Schatten saß.
Ich machte mir das erste Mal überhaupt Gedanken, dass ich die Kinder nun wirklich überfordert hatte. Und war mir nicht sicher, ob wir die Wanderung zur Phantom Ranch wirklich angehen sollten.
Nun ging es an die letzten 1,5 Meilen, die uns 500 Meter höher bringen sollten. Wir gingen von Schatten zu Schatten. Marwin hörte nun wieder auf zu maulen. Er ging langsam, aber stetig und man merkte deutlich, dass sein Tief eher ein Motivationsproblem war als ein konditionelles.
Langsam kamen wir dem Ziel immer näher. Marwin fing wieder an zu Quasseln. OK, er war über sein Tief drüber. Prima. Der letzte Schatten vor dem Ziel bestach mit einer fantastischen Aussicht. Und wir erspähten einen großen Vogel. Ich war mir erst nicht sicher, um was es sich handelte und wir beobachteten das Tier eine ganze Weile. Inzwischen bin ich mir sehr sicher, dass es ein Condor gewesen ist. Aber mein Tele war irgendwo im Rucksack und ich einfach zu müde, um es hervor zu kramen. So blieb es bei der Beobachtung...
Die letzten Meter wurden in Angriff genommen. Und schließlich gegen 3pm waren wie wieder oben auf den Hilltop. Wir hatten es geschafft! Grandios!
Der Asphalt war hier so heiß, dass er weich war. Die Schuhe klebten ungelogen daran fest. Der Wanderstock sackte ein. Wirklich Hammer.
Holger wollte mit Kevin unser Auto holen gehen. Ich hatte zwar keine Ahnung, wie er das Schiff wenden wollte, um uns abzuholen. Aber OK, lass ihn mal machen. Wir anderen setzten uns in den Schatten einer kleinen Hütte, zu unseren Rucksäcken. Die waren alle drei ordentlich angekommen.
Nach einer viertel Stunde kam dann tatsächlich auch Holger mit dem RV angefahren. Boah, es gab kalte Getränke.
Erstaunlicherweise war es gar nicht besonders heiß im Auto. Und auch der erwartete Gestank unseres übervollen Black-Tanks blieb aus. Das war super. Wir schmissen die Rucksäcke einfach in die verschiedenen Stauräume. Nach der ersten Dose Cola ging es uns wieder viel besser und wir machten uns auf dem Weg zurück zur Route 66 . Diesmal sahen wir, wo wir lang fuhren. Jedenfalls die meisten von uns. Einige schliefen auch.
Natürlich hatten wir keine Lust auf den Campground an den Caverns. Ich hatte einen KOA-Campground in Seligman ausfindig gemacht. Normalerweise konnte man damit nicht viel falsch machen. Und einen Swimmingpool, WLAN und Laundry sollte dieser auch haben - und vor allem Full Hook-up!!!
Gegen 5pm kamen wir dort an. Die Dame an der Reception war super nett. Wir unterhielten uns eine ganze Weile und sie empfahl uns ein Diner in Seligman, wo wir als Gäste 10% Ermäßigung bekommen würden. Und die Betreiberin des Diners war eine Deutsche.
Wir sprangen nun erst einmal in den Pool. Danach beschlossen wir, doch essen zu gehen. Zum Selberkochen hatte nun keiner Lust.
Und Lilo’s Westside Café erwies sich als echter Glückgriff. Normalerweise ziehen wir es ja im Ausland vor, Einheimische Küche zu probieren. Aber wenn es sich durch Zufall ergibt - wie hier- dann essen wir auch mal ein Schnitzel und trinken ein importiertes Hofbräu. Die Suppe des Tages, die es zu jedem Essen dazu gab, entpuppte sich als Linsensuppe. Dazu hatte der Laden einfach eine gigantische Atmosphäre.
Leider ließ sich die Chefin nicht blicken, so dass wir hätten mit ihr reden können. Aber nach den Bildern an den Wänden zu urteilen, war die Familie inzwischen sehr gefestigt und integriert in der Gegend.
Wann wir wieder zurück waren weiß ich nicht mehr genau. Aber gesättigt durch gutes Essen und gigantischen Eindrücken gingen wir sehr schnell in die Betten.
Gefahrene Meilen: 95,1 mi Zeit unterwegs: 10,5 h Campground: KOA Seligman Besonderheiten: Lilo’s Westside Café in Seligman ist ein Stopp wert!
Auf zum Grand Canyon
Ich war zwar um 5am schon wieder wach, aber kein Sonnenaufgang oder sonst etwas konnte mich heute aus dem Bett bekommen. Mit einer oder zwei Tassen Kaffee blieb ich darin bis 8am. Wir frühstückten sehr ausgiebig und gemütlich. Währenddessen kümmerten sich zwei Waschmaschinen darum, dass unsere Kleidung wieder sauber wurde.
Ein nettes Erlebnis hatten wir noch einmal mit der Dame von der Rezeption. Eigentlich hätten wir bis 11am vom Platz rollen müssen. Auf unsere Frage hin, ob wir länger stehen bleiben könnten, meinte diese lächelnd, dass sie zwischen 10am und 2pm den Laden abschließe und in dieser Zeit auch nicht sehen könne, wer wann geht....
3.30 am! Wecker klingeln! Warum tut man sich das eigentlich an im Urlaub? Glücklicherweise waren wir in USA. Ich glaube, in Deutschland hätte ich die Boys um diese Zeit nicht aus den Betten bekommen. Hier ging es aber recht einfach. Ruhig und entspannt zogen sich alle an, packten die letzten Dinge in die Rucksäcke. Wir hatten uns gestern Abend noch ein paar Bagels geschmiert. Aber Hunger hatte keiner von uns so früh am Morgen. Also wurden sie noch als Proviant eingepackt.
Draußen war irgendwie eine ganz besondere Stimmung. Es war still (OK, nicht so still wie in der Wüste) und wir hatten einen absolut klaren Sternenhimmel über uns. Das würde bestimmt ein toller Sonnenaufgang geben und somit tolle Bilder....