Never walk when you can ride

Ein ganz gemütlicher Morgen war angesagt. Bereits um 2:30pm mussten wir wieder an der Roosevelt-Kreuzung sein, da wir für heute die 2-Stunden-Reittour zum Chuckwagon Dinner gebucht hatten. Neben einem ausgedehnten Frühstück, kümmerten wir uns um die Wäsche und die Jungs bemühten sich, Ihre Junior Ranger Aufgaben zu vervollständigen.

Die Junior Ranger Aufgaben hatten es hier wirklich in sich. Kann man in anderen Parks das Heft teilweise in 1 bis 2 Stunden ausfüllen, brauchte man schon alleine deshalb mehrere Tage, da man an vielen Orten im Park gewesen sein musste, um überhaupt alle Aufgaben zu erfüllen. Mit allen Broschüren, die wir inzwischen vom Park hatten und Übersetzungshilfen von Papa und Mama, schafften Kevin und Justin alle Aufgaben und halfen sogar noch ihrem kleinen Bruder (meist gibt es unterschiedliche Aufgaben für unterschiedliche Altersgruppen).

Gegen Mittag statteten wir dem hiesigen Visitor Center einen Besuch ab. Marwins Arbeit wurde abgesegnet, aber Kevin und Justin mussten nacharbeiten. Wir hatten bisher keine Ausstellung besucht, was aber gefordert war. Und die Aussage, wir hätten keine gefunden, lies der Ranger nicht gelten. Denn gerade dieses Visitor Center hatte eine Ausstellung zu bieten und da mussten die Beiden noch einmal rein.

Es gab viele Informationen über den Yellowstone im allgemeinen, zum Beispiel seine Entstehung. E war sehr interessant gemacht und mit vielen auch interaktiven Exponaten bestückt. Wir konnten die in den Aufgaben geforderten Informationen so schnell auftreiben. Nichts desto trotz wurden die Jungs noch über weitere Dinge befragt, als sie stolz aus der Ausstellung zurück kamen. Und dann kam es endlich auch hier zur obligatorischen Vereidigung, die unser Papa nun zum ersten Mal in diesem Urlaub mitbekam.

Wir fuhren wieder einmal über den Dunraven Pass Richtung Roosevelt. Wir waren die ersten. Die Pferde standen schon gesattelt bereit. Allerdings waren diese Tiere absolut kein Vergleich zu den stattlichen, edlen Tiere, welche wir im Snow Canyon State Park reiten durften. Aber immerhin war kein Maulesel dabei, so wie wir es bei der Reitgruppe im Bryce Canyon gesehen hatten. Wir überbrückten die Zeit mit dem Studium der Vertragsbedingungen.

Einweisung TrailrideLange dauerte es auch nicht, da fühlte sich der Platz. Mit so vielen Menschen hatte ich nicht gerechnet, da es auch noch eine 1-Stunden-Reittour gab - wir waren bestimmt 25. Wir bekamen erst einmal eine Einweisung und ich Unmut. Wir durften nichts mitnehmen auf dem Pferd (weder Fotoapparate noch Wasser), Jacken nur, wenn wir sie anzogen und zu machten, und unsere Cowboyhüte durften wir nicht aufhaben, weil sie keine Bänder hatten. Alles mit der Begründung, es könne runterfallen und die Pferde scheuen...

Dann wurden wir in Reihenfolge aufgestellt. Zuerst alle Kinder, da diese direkt hinter dem Guide reiten sollten. Eltern durften, wenn sie wollten, direkt bei ihren Kindern bleiben. Na klar, wollte ich...
TrailrideBis alle Pferde verteilt waren (ich bekam Trudy), die Steigbügel eingestellt waren und sich die letzten doch noch dazu entschieden hatten, doch lieber nicht mit zu reiten, gingen bestimmt noch 30 Minuten ins Land.

Endlich ging es los. Wir winkten noch einmal Holger und Marwin zum Abschied zu. Wir würden sie in 2 Stunden wieder sehen. Sie würden mit dem Stagechoach nachkommen, weil Marwin noch zu jung für die Reittour war.

Im Schritt ging es schön einer nach dem anderen durchs Gelände, vorne 1 Guide und zwei flankierten den Trupp (angezogen wie Cowboys mit richtigen schweren Ölmäntel). Das wir vorne ritten, erwies sich in zwei Dingen als Vorteil:

  1. War es hinten um einiges staubiger und
  2. Konnten wir hin und wieder wenigstens kleine Stücke traben. Das Kind gleich hinter unserem Guide konnte sein Pferd nicht antreiben und musste immer wieder aufschließen. Das nutzen wir drei, um zu traben. Ich kämpfte eine viertel Stunde mit Trudy, dann hatte sie verstanden, dass ich der Chef war. So konnte ich das Tempo selbst bestimmen. Und immer wenn ich antrabte, trabte die ganze Mannschaft hinter mir ebenfalls, und ständig hörte ich ein erschrockenes

Hi, Ha, OH.

Ich verstehe nicht, warum man, wenn man noch nie auf einem Pferd gesessen ist, dann gleich 2 Stunden anstatt erst einmal 1 Stunde reiten!

Chuckwagon DinnerDann wurde es noch einmal spannend: Ein Gewitter war im Anflug. Die Wolken kamen schneller näher als wir zuerst dachten. Und dann wurde noch in unserer Nähe ein Bär gesehen. Nun kam ich mir vor wie im „Wilden Westen“. Die Guides wurden sichtlich unruhig und hielten ständig nach dem Bär Ausschau. Sie versuchten die Mannschaft schleunigst zum Treffpunkt zu bekommen - wo die Hälfte nicht reiten konnte
Dann konnten wir schließlich von einer Anhöhe aus die Pferdewagen unter uns sehen. Das war, wie wenn man nach 3 Wochen endlich mit den Siedlern am vereinbarten Treffpunkt zusammen stößt. War das ein cooles Gefühl

Cooking StationDie letzten Meter ins Fort eh zum Treffpunkt setzte dann der Regen ein. Die Guide zogen ihre Ölmäntel an und hatten Hüte auf, nur wir wurden Nass...

Holger hatte ein schönes überdachtes (!) Plätzchen für uns reserviert. Und glücklicherweise hatte ich ihm meine Weste mitgegeben. So saßen wir trocken und warm. Das Essen war sehr lecker und das, was ich mir unter einem echten Cowboyessen vorstellte: Steak, Bohnen, Mais, Brot, Maismuffin, Kartoffelsalat. Dazu gab es Musik. Natürlich auch die Nationalhymne.

Unsere Gruppe war die letzte, die angekommen war und die erst, die wieder los musste. Der Rückweg ging direkt und dauerte keine halbe Stunde. Es hatte aufgehört zu regnen, dafür hatte ich mein Schwierigkeiten, Trudy von den Distel am Wegesrand fern zu halten. Ein wenig lotste ich sie mehr in die Mitte des Weges, immer darauf bedacht, nicht den Anschein zu wecken, dass ich Justin vor mir überholen wollte. Denn wegen eines solchen "Verstoßes" hatte eine Dame etwas hinter mir bereits Ärger bekommen. Und der Junge vor uns wurde kurz darauf von unserem Guide angeschnauzt: What is your problem?“, weil er mit seinem Pferd aufgelaufen war.
Unser Guide nahm mein Pferd entgegen mit den Worten „Well done with Trudy!“

ChuckwagonMarwin bekam auf dem Rückweg übrigens die Zügel des Pferdewagens in die Hand gedrückt und kam ganz stolz bei uns an.

Es war nicht das Erlebnis, wie im Snow Canyon. Aber es hatte dennoch Spaß gemacht! Das nächste Mal würde ich aber versuchen, eine private Tour zu bekommen.

Wir beschlossen noch einmal unser Glück im Lamar Valley zu versuchen. Es dämmerte, da waren die Chance höher. Aber außer den Bisons, die mal wieder für einen Stau sorgten, konnten wir keine weiteren Tiere sehen.

Als es zu dunkel wurde zum fotografieren, machten wir uns auf den Heimweg.

Es war Stockdunkel, als wir auf unserem Campingplatz eintrafen und das Einparken passierte das erste Mal in diesem Urlaub unter Zuhilfenahme von Taschenlampen.

  • Gefahrene Meilen: 68,6 mi
  • Zeit unterwegs: 10 h
  • Campground: Canyon Village CG, Yellowstone NP
  • Besonderheiten: „Never walk when you can ride“